
„Möchten Sie 5 Minuten Film schauen und dabei einen Franken verdienen?“, fragten am Samstag Tierschutz-Aktivisten auf dem Winterthurer Grabenplatz. Viele Passanten blieben daraufhin erstaunt über dieses ungewöhnliche Angebot stehen und nahmen neugierig vor den aufgestellten Bildschirmen Platz. Die AG STG (Aktionsgemeinschaft Schweizer Tierversuchsgegner) klärte mit der Aktion „Pay per View“ über Tierversuche auf und informierte gleichzeitig über tierversuchsfreie Forschungsmethoden.
In der Winterthurer Innenstadt wurde der Film „Unsinn Tierversuch“ von Ärzte gegen Tierversuche auf drei mobilen Filmstationen vorgeführt. In dem sechsminütigen Film wird mittels animierter Bilder an Beispielen verständlich erklärt, warum die Ergebnisse für die Anwendung am Menschen unbrauchbar und oft sogar gefährlich sind. Ein Grossteil der Schweizer Bevölkerung weiss nur sehr wenig über Tierversuche, da die Verantwortlichen die unzähligen Versuche gerne verschweigen.
Jährlich sterben allein in der Schweiz über 600 000 Tiere im Versuchslabor. Weltweit beträgt die Zahl hochgerechnet mehr als 115 Millionen.
Doch die Übertragbarkeit von Tierversuchen ist stark umstritten. Die amerikanische Arzneimittelzulassungsstelle (FDA) hat errechnet, dass 92% aller Medikamente, welche im Tierversuch wirksam sind und als unbedenklich gelten, bei Menschen wirkungslos oder sogar gefährlich sind und daher gar nicht erst zugelassen werden. Von den verbleibenden 8% der Medikamente, die auf den Markt kommen, muss aufgrund schwerwiegender Nebenwirkungen die Hälfte wieder vom Markt genommen oder deren Beipackzettel ergänzt werden. Dies trotz den zuvor durchgeführten Tierversuchen.
Der weitverbreitete Irrtum, Tierversuche werden nur für die Erforschung von neuen Medikamenten eingesetzt, hält sich auch in der Schweiz noch immer hartnäckig. An Tieren getestete Produkte, sei dies direkt oder indirekt, begegnen uns so gut wie in jeder Alltagssituation. Sei es das Duschgel am Morgen, der Energydrink zum Znüni oder die Zigarette nach dem Essen. All diese alltäglichen Produkte oder deren Inhaltsstoffe werden im Tierversuch getestet. Durch den Konsum dieser Produkte werden grausame Tierversuche unterstützt. Obwohl immer mehr Schweizer sich gegen Tierversuche aussprechen, verwenden viele von ihnen – ohne es zu wissen – noch viele Produkte, die an Tieren getestet wurden.
„Der weitverbreitete Glaube, Tierversuche seien zu unserer Sicherheit notwendig, lebt nur weiter, weil die breite Masse nicht über die grausamen und unsinnigen Tierversuche informiert ist“, moniert Valentina Rossel, Mediensprecherin der AG STG und kritisiert weiter: „Die Grausamkeit, die fehlende Übertragbarkeit und die horrenden Kosten der Tierversuche werden durch die Verantwortlichen gezielt verschwiegen, da sie sonst ihre Forschungsgelder verlieren würden.“
Die an den Universitäten für Tierversuche verwendeten Beträge belaufen sich jährlich auf mehrere Hundert Millionen Schweizer Franken. Der Bund investiert alleine mittels dem Schweizerischen Nationalfonds (SNF) über 80 Millionen an Steuergeldern in Tierversuche.
Die Aktionsgemeinschaft Schweizer Tierversuchsgegner fordert seit langem die konsequente Förderung und Anwendung von tierversuchsfreien Forschungsmethoden statt der Verschwendung von Geldern für gefährliche, unzuverlässige Testmethoden. Die AG STG ist überzeugt, dass innovative, tierversuchsfreie Forschungsmethoden ein klarer Fortschritt und nicht ein Ersatz für Tierversuche sind. Mit diesen Methoden könnten viel genauere Rückschlüsse auf die Wirkung bei Menschen gezogen werden.
Um die Patientensicherheit zu erhöhen, fordert die AG STG die Abschaffung aller Tierversuche, um damit den Weg für schnellere, preiswertere und vor allem zuverlässigere Testmethoden frei zu machen.
Artikel von: AG STG – Aktionsgemeinschaft Schweizer Tierversuchsgegner / www.agstg.ch
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